Corona:Disruptionen in der Pandemie

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Ohne Terminkalender geht es nicht mehr, wenn man für mehrere Menschen planen muss. (Foto: Bernd Leitner via www.imago-images.de/imago images/Shotshop)

Wir planen Termine - und verwerfen sie wieder. Es gibt keine Beruhigung, keine Stabilität, keine Gewissheit mehr im Wendekreis des Virus. Das ist auch eine gute Nachricht.

Kolumne von Carolin Emcke

Vor einigen Wochen, als die Infektionszahlen noch niedriger waren, wurde ich von einer Freundin versetzt. Wir waren seit Längerem verabredet. In einem Restaurant, in dem es sich draußen sitzen lässt. Die Freundin hatte den Ort gewählt, die Uhrzeit, sie hatte auch den Tisch reserviert. Als ich ankam, gab es auch die entsprechende Buchung, nur die Freundin gab es nicht. Sie ist eine sehr gut organisierte, sehr verbindliche Person, sodass ich wartete und mir die Zeit damit vertrieb, in Seenot geratene Wespen aus meiner Apfelsaftschorle zu fischen. Nach und nach schickte ich Textnachrichten, um mich nach ihr zu erkundigen. Nichts. Stille. Keine Freundin, keine Erklärung. Irgendwann ging ich hungrig nach Hause. Etwas beunruhigt, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte. Ein paar Stunden später tauchte sie plötzlich per SMS auf. Es war ihr unfassbar peinlich. Gar nichts war passiert. Kein Unfall. Kein krankes Kind. Keine Krise im Job. Sie hatte es einfach vergessen. "Corona-Demenz" war die mich sofort überzeugende Erklärung.

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