China und USA:"China wird schon da sein"

(210729) -- WASHINGTON, July 29, 2021 -- China s new Ambassador to the United States Qin Gang makes remarks to Chinese a

Qin Gang bei seiner Ankunft in den USA Ende Juli.

(Foto: imago images/Xinhua)

Qin Gang griff immer wieder Staaten direkt an und bereitete den Weg für eine neue Generation von Diplomaten, die mit ihren enthemmten Auftritten das neue Selbstbewusstsein der Volksrepublik demonstrieren. Nun ist er Chinas neuer Botschafter in Washington.

Von Lea Sahay

Als der damalige US-Präsident Barack Obama 2014 in einer Rede ankündigte, die Vereinigten Staaten würden auch das nächste Jahrhundert die führende Weltmacht bleiben, fand Qin Gang markige Worte. Nett müsste es sein, der Chef der Welt zu sein. "China war einst für mehr als ein Jahrhundert Chef der Welt." Und meinte damit wohl auch: und werde es wieder sein.

Gerade ist Qin Gang, 55, in der Residenz der chinesischen Botschaft in Washington in Quarantäne. Danach wird der Diplomat sein Amt als neuer Botschafter der Volksrepublik in den USA vollends antreten, kein einfacher Job. Die amerikanisch-chinesischen Beziehungen sind an einem Tiefpunkt angekommen.

Gerade erst war die bisher höchste Vertreterin der Biden-Regierung in Tianjin zu Besuch - Qins Geburtsstadt. Sie war noch nicht abgereist, da begann Peking mit seinen Tiraden. Die USA sollten aufhören, China zu "verleumden" und zu "dämonisieren". Wenig später warnte der US-Präsident vor der wachsenden Bedrohung durch China und sprach von der Gefahr eines "echten Krieges". Qin selbst sprach in einem Statement zu seinem Antritt von einer "neuen kritischen Phase".

Entspannung ist nicht in Sicht, Vermittlung zwischen den beiden Supermächten eine Herkulesaufgabe. Und anders als die meisten seiner Vorgänger ist Qin Gang kein Kenner seines Gastlandes. Er hat sich nie näher mit den USA beschäftigt, hat weder persönliche Verbindungen noch ein berufliches Netzwerk in Washington. Nach seinem Studium der Internationalen Politik in Peking hat er fast 20 Jahre damit verbracht, sich im Außenministerium nach oben zu arbeiten. Bekannt ist er vor allem für seine Zeit als dessen Sprecher.

Als der Film "Wolf Warrior 2" noch nicht erschienen war - später Namensgeber für die wütenden Vertreter Pekings, die gegen andere Länder wettern - machte der Diplomat bereits mit scharfen Kommentaren von sich reden. Er war der erste Sprecher des Außenministeriums, dessen Namen man sich merkte. Qin griff immer wieder Staaten und Journalisten direkt an und bereitete so den Weg für eine neue Generation von Diplomaten, die seither mit ihren enthemmten Auftritten Chinas neues Selbstbewusstsein demonstrieren.

Unter Qin ist eines nicht zu erwarten: Nachgiebigkeit

Es gab andere Kandidaten für den wichtigen Posten in Washington, zurückhaltende Diplomaten der alten Schule mit deutlich mehr Erfahrung. Diese Zurückhaltung wurde einigen Diplomaten zuletzt aber eher als Nachteil ausgelegt, als Zeichen zu großer Nähe etwa - und damit Nachgiebigkeit? Unter Qin ist das nicht zu erwarten.

Seine bemerkenswerte Beförderung dürfte auch viel mit seinem letzten Posten zu tun haben. So koordinierte Qin die Besuche ausländischer Staatsgäste in China sowie die Reisen von Xi ins Ausland. Qin ist kein langjähriger Vertrauter des Präsidenten. Sie kannten sich nicht näher, bevor Chinas Parteichef aus der Provinz an die Spitze der Macht vorrückte. Sein Job ermöglichte Qin aber in den letzten Jahren einen ungewöhnlichen Zugang zu Xi. Heute gilt Qin als ein Vertrauter.

Auf Twitter kündigte der Diplomat in der vergangenen Woche seine Abreise mit einem Foto aus Shanghai an. Dort hatte er den Gründungsort der Kommunistischen Partei besucht, die im Juli ihren 100. Geburtstag feierte. Er werde seine Mission fest im Blick behalten, schrieb er. Ob dazu eine Wiederannäherung gehört, wird sich noch zeigen.

Das Letzte, was Peking tun würde, sei, sich den USA anzubiedern. Das erklärte Qin schon 2014, kurz nachdem Obama bei einer Asien-Reise die Einladung Pekings ausgeschlagen hatte, in China einen Zwischenstopp einzulegen. Das passt zu Xis Überzeugung, dass Chinas Zeit gekommen ist: Der Osten steigt auf, der Westen ab - und der Niedergang der USA ist nur eine Frage der Zeit. Egal, wohin der US-Präsident reisen werde, sagte der Diplomat damals über Obama: "China wird schon da sein."

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