Ernährung:Teuer, aber gut

Ernährung: Özdemir will voranbringen, wozu der Vorgängerregierung die Kraft fehlte

Özdemir will voranbringen, wozu der Vorgängerregierung die Kraft fehlte

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Der neue Landwirtschaftsminister Cem Özdemir spricht Klartext. Endlich. Bei Nahrungsmitteln sind tiefgreifende Reformen nötig, um Tiere, Menschen und die Umwelt zu schützen.

Kommentar von Thomas Hummel

Niemand kann sich beschweren, dass man bei Cem Özdemir nicht wüsste, woran man ist. Kaum ist er Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, spricht er Klartext: "Manchmal habe ich das Gefühl, ein gutes Motoröl ist uns wichtiger als ein gutes Salatöl", sagte er der Bild-Zeitung. Er wünscht sich mehr Respekt für Landwirte und für Tiere. Natürlich will der Grüne Klima und Umwelt schützen. Dafür dürften Lebensmittel keine Ramschpreise mehr haben. So deutlich hat sich selten ein Minister mit preisbewussten Wählern angelegt. Doch wirklich Neues hat er nicht erzählt.

Lebensmittel sind in Deutschland zu billig, die niedrigen Preise führen zu mehreren Verwerfungen. So werden Tiere zu Hochleistungskreaturen gezüchtet, eine Kuh etwa gibt heute fast doppelt so viel Milch wie 1990. Dazu werden die Nutztiere unter teils erbärmlichen Umständen gehalten. Trotz Milliardensubventionen führt all das aber nicht zu auskömmlichen Einkommen für kleine und mittlere Landwirte. Um bei einem Beispiel zu bleiben: Seit 2012 ist hier die Zahl der Milchhöfe um mehr als 30 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig wird so viel Gülle auf die Felder gefahren, werden so viele Pestizide versprüht, dass Arten verschwinden, Böden leiden, das Trinkwasser bedroht ist.

Nun will Özdemir voranbringen, wozu der Vorgängerregierung die Kraft fehlte: ein verpflichtendes Tierwohllabel, damit Kunden wissen, was sie kaufen. Mehr Öko-Landbau, die Produkte sollen mehr und mehr von staatlichen Einrichtungen abgenommen werden. Die Zahl der Tiere soll sich an der verfügbaren Fläche orientieren, was zu einer Reduzierung von Beständen und Gülle führen wird. Wenn all das klappt, dürften Preise steigen, im Idealfall tragen viele Verbraucher das sogar mit. Den Ausgleich für sozial Schwächere kann die Regierung organisieren. Und die Gefahr von Billigimporten aus dem Ausland? Ist wohl nicht ganz zu verhindern. Doch so, wie es jetzt ist, kann es unmöglich weitergehen.

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