Süddeutsche Zeitung

CDU:Merz zum Dritten

Ein weiteres Mal bewirbt sich Friedrich Merz um den Vorsitz. Die Frage ist jetzt: Wird er die Basis davon überzeugen können, dass es ihm wirklich um die Partei geht?

Kommentar von Robert Roßmann, Berlin

Mangelnde Ausdauer kann man Friedrich Merz wirklich nicht vorwerfen. Er hat bereits zweimal für den CDU-Vorsitz kandidiert, jetzt will er es auch noch ein drittes Mal wissen. Fast zwanzig Jahre nachdem ihn Angela Merkel aus dem Vorsitz der Unionsfraktion - und damit aus der ersten Reihe der Politik - verdrängt hat, will Merz immer noch mit aller Kraft in diese Reihe zurück.

Wie die Mitgliederbefragung zum Vorsitz ausgehen wird, kann keiner mit Gewissheit sagen. Das CDU-Mitglied ist ein erstaunlich unbekanntes Wesen. Kreisvorsitzende berichten, dass etwa ein Drittel der Mitglieder aktiv sei, die Präferenzen der anderen kenne man nicht. Und die Meinungsumfragen zum Parteivorsitz beziehen sich auf alle Unionsanhänger und nicht nur auf die CDU-Mitglieder. Außerdem kommen sie zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Aber wäre Merz überhaupt der richtige CDU-Chef? Seine Anhänger glauben, er könne die Partei nach all den Merkel-Jahren wieder mit sich ins Reine bringen. Außerdem habe er die Größe, dabei auch seine Konkurrenten einzubeziehen. Es gehe ihm nicht um sich, sondern um die Partei.

Zumindest Letzteres wird Merz aber noch beweisen müssen. Nach seiner Niederlage gegen Annegret Kramp-Karrenbauer hatte er sich für kein anderes Amt in der CDU beworben. Er handelte auf dem Parteitag nach dem Motto: Vorsitz oder nix. Dabei hatte ihn Carsten Linnemann, der Chef des Wirtschaftsflügels, vom Rednerpult aus beinahe angefleht: "Lieber Friedrich, bleib bitte bei uns."

Nach seiner Niederlage gegen Armin Laschet wollte Merz sofort zum Bundeswirtschaftsminister ernannt werden. Als ob er gewonnen hätte. Ein Staatsamt war ihm gut genug, ein Parteiamt wollte er wieder nicht übernehmen.

Und so wird es jetzt nicht nur um den politischen Kurs von Merz gehen, sondern auch um die Frage, ob die Mehrheit der CDU-Mitglieder ihm abnimmt, dass es ihm tatsächlich um die Partei geht.

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