Süddeutsche Zeitung

CDU:1 Chef muss reichen

Nach Armin Laschet nun eine Doppelspitze? So etwas würde die Partei nicht vertragen. Noch längst nicht.

Von Detlef Esslinger

Würde man die CDU jetzt gründen, in einer idealen Welt, würde das bestimmt nicht nur Mareike Wulf auffallen: Fünf Mitglieder trauen sich den Vorsitz zu, sie heißen Brinkhaus, Linnemann, Merz, Röttgen und Spahn, und natürlich sind sie alle Männer. Frauen, die das Amt womöglich ebenfalls überfordern würde, gäbe es gewiss auch; der Unterschied zu den Herren ist, dass sie sich gar nicht erst melden. Mareike Wulf ist Vorsitzende der Frauen-Union in Niedersachsen, aus der Sache mit den fünf Männern und den null Frauen zieht sie nun den Schluss, ihrer Partei eine Doppelspitze nahezulegen. Auch eine Bundestagsabgeordnete namens Yvonne Magwas fordert das. Klappt ja bei SPD, Grünen und Linken auch; irgendwie jedenfalls.

In der realen Welt ist eine CDU-Doppelspitze so wahrscheinlich wie bei Friedrich Merz ein Ausbruch von Demut. Die Partei war ja schon überfordert, als Vorsitzende und Kanzlerin nicht dieselbe waren; und in der Opposition hielte sie es noch weniger aus, sollten an der Spitze von Fraktion und Partei zwei Menschen stehen. Auch nach 20 Jahren Merkel ist die CDU kulturell ein Männerladen, in dem Wirrnis droht, sobald es mehr als einen (in Zahlen: 1) Kommandeur gibt.

Ein Vorschlag von unbekannten Frauen wird deshalb ein Vorschlag von unbekannten Frauen bleiben. Die CDU-Männer brauchen erst noch weitere Niederlagen, in der realen Welt. Gerade erst gab's einen Bundestagskollegen, der zum Thema "Mehr Frauen" getwittert hatte, dass "es nervt irgendwie". Er verlor seinen Wahlkreis. Gegen eine Frau. Ein Anfang, immerhin.

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