CDU Baden-Württemberg:Der passende Vorsitzende

Thomas Strobl führt weiterhin die Christdemokraten im Südwesten an - trotz seiner bescheidenen Bilanz.

Von Claudia Henzler

Thomas Strobl ist seit zehn Jahren Vorsitzender der CDU Baden-Württemberg. Zu seinen Gunsten kann man sagen, dass er den Posten in einer schwierigen Lage übernommen hat: nach dem historischen Machtverlust 2011, als die von der CDU angeführte Landesregierung dem Grünen Winfried Kretschmann weichen musste. Hernach hat Strobl die Partei zwar als Juniorpartner zurück in die Regierung, aber auch zu immer übleren Wahlergebnissen geführt. Im Frühjahr kam die Partei, die früher absolute Mehrheiten eingefahren hatte, nicht mal mehr auf 25 Prozent. Trotzdem hat der Landesparteitag diesen Vorsitzenden am Samstag für weitere zwei Jahre wiedergewählt. Das ist nur auf den ersten Blick erstaunlich.

Die Wiederwahl - wenn auch mit bescheidenen 66,5 Prozent - passt zu einem Landesverband, der zwar nach NRW der zweitgrößte der CDU ist, aber auf Bundesebene seit Jahren kaum noch eine Rolle spielt. Thomas Strobl passt zu einer CDU, die nach ihrer Identität sucht, seit sie vor 16 Jahren ihren legendären Ministerpräsidenten Erwin Teufel zum Rücktritt zwang. Die dadurch verursachte innerparteiliche Spaltung ist zwar weitgehend überwunden, doch sieht sich die CDU Baden-Württemberg weiterhin mit einer inhaltlichen Leere konfrontiert. Eine Grundsatzkommission soll die nun füllen. Die Protagonisten, Strobl eingeschlossen, haben den Eindruck erweckt, es gehe ihnen vor allem darum, sich irgendwie zu halten.

Sowohl er als auch die anderen Führungsleute der Partei waren lange zu schwach, um mittelmäßige Amtsinhaber loszuwerden - sei es im Kabinett, in der Fraktion oder den Bezirksverbänden. Wobei es kaum Talente gibt, die nach vorne drängen. Besonders bezeichnend: Als am Samstag eine Aussprache über Strobls Arbeit auf der Tagesordnung stand, meldete sich niemand zu Wort. Eine Partei, in der ein Drittel der Delegierten dem Vorsitzenden ihre Stimme verweigert, aber nur im Geheimen gegen ihn opponiert, hat genau diesen Vorsitzenden verdient.

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