„Es liegt in der Natur jedes Anfangs, dass er, von dem Gewesenen und Geschehenen her gesehen, schlechterdings unerwartet und unerrechenbar in die Welt bricht“, schrieb die Philosophin Hannah Arendt in der „Vita activa“ von 1958, und so stehen wir jedes Mal wieder, bei historischen Zäsuren, staunend davor. So unerwartet und unerrechenbar erschien der Fall der Mauer in Berlin wie das Ende der Apartheid in Südafrika. Auch wenn sich beides abzeichnete, blieb es unvorstellbar. Oder jetzt der Sturz der Assad-Dynastie in Syrien. Wir reiben uns die Augen und können nicht denken, was so lange undenkbar zu sein schien. Was so lange als unerschütterlich und brutal galt, was so lange Menschen in der Endlosschleife aus Tod und Unterdrückung gehalten hatte – kann doch zerfallen, zu Ende gehen, überrollt werden?
MeinungSyrien:Die befreiende Botschaft des Umsturzes heißt: Tyrannensturz ist möglich, trotz allen Terrors
Kolumne von Carolin Emcke
Lesezeit: 4 Min.
Das Mordregime von Damaskus ist Geschichte. Autoritäre Herrscher haben nichts mehr zu fürchten als den Augenblick, in dem sie den Unterdrückten nicht mehr genug Furcht einflößen können.
„In aller Ruhe“ mit Carolin Emcke:„Gaza is my home, my identity“ – Majeda al-Saqqa über das Leben im Gazastreifen während des Krieges
Carolin Emcke spricht in dieser Folge mit einer alten Freundin in Gaza, die inmitten von Tod und Zerstörung lebt und trotzdem Hoffnung hat.
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