Gaza:Sie sollen ihren Ort verlassen, aber sie wissen nicht wohin

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Was nützen "humanitäre Zonen", wenn sie beliebig verändert und verkleinert werden? Geflüchtete Palästinenser in Chan Yunis. (Foto: BASHAR TALEB/AFP)

Immer wieder gab es Wochen der Stille und der Angst, ob meine Freundin in Chan Yunis und ihre kleine Nichte noch leben. Jetzt haben sie sich wieder gemeldet, in verzweifelter Lage.

Kolumne von Carolin Emcke

Die Farbe des Nagellacks an meinem kleinen Finger ist verblasst. Im Moment ist sie weiß, nicht mehr rot. Ich werde sie wieder neu auftragen müssen. So richtig gut beherrsche ich die Technik immer noch nicht. Dabei lackiere ich mir nun schon seit sieben Monaten den Finger für M., die siebenjährige Nichte meiner alten Freundin in Chan Yunis. Das hatte ich versprochen: Dass ich mir so lange den Finger mit wechselnden Farben lackieren würde, bis der Krieg zu Ende wäre und ich sie besuchen könnte. Das war im Dezember. Immer wieder gab es Wochen der Stille, Wochen aus Angst und Verzweiflung, ob meine Freundin und M. noch lebten. Und dann tauchte sie bislang stets wieder auf.

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