Süddeutsche Zeitung

Bundeswehr:Vermeide das Übel

Gehen oder bleiben? Nach dem Anschlag in Mali haben die Deutschen die Qual der Wahl - und keine ist gut.

Von Joachim Käppner

Auf den englischen Theologen Charles Spurgeon geht die Weisheit zurück: "Wenn du die Wahl zwischen zwei Übeln hast, wähle keines davon." Bedauerlicherweise bietet sich diese Lösung in Mali nicht an, wo die Bundeswehr als Teil der UN-Blauhelm-Mission Minusma operiert. Seit am Freitag 13 Soldaten bei einem Selbstmordanschlag schwer verletzt wurden, steht mehr denn je die Sinnhaftigkeit des Auftrags infrage.

Bleiben die Deutschen, gehen sie erhebliche Risiken ein. Die Sicherheitslage hat sich verschlechtert, das malische Militär gegen die eigene Regierung geputscht, und Frankreich zieht das Gros seiner Kampftruppen ab, die unabhängig von Minusma gegen islamistische Terrormilizen gekämpft haben. Präsident Emmanuel Macron will die Last nun auf viele Schultern verteilen, aber ob diese die Lücke schließen können?

Gehen die Deutschen aber, lassen sie die malische Zivilgesellschaft, die schon einmal den Terror der Gotteskrieger erdulden musste, und auch die UN im Stich, für die Deutschland ein wichtiger Partner ist. Und ein weiterer Sahel-Staat, der ins Chaos zurückfällt, kann auch nicht im Interesse der Bundesrepublik und Europas sein. Man dürfe die Erwartungen nicht wie einst in Afghanistan zu hoch ansetzen, hat Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer jetzt gesagt. Das ist nur realistisch, sofern bloß die Wahl zwischen zwei Übeln bleibt.

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