Bundeswehr in Mali:Und es nutzt doch etwas

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Verteidigungsministerin Lambrecht besucht die deutschen Soldaten. Und wieder zeigt sich: Reisen bildet.

Kommentar von Mike Szymanski

Von Berlin aus betrachtet schien die Lage klar zu sein: Der Ausbildungseinsatz der Bundeswehr in Mali kann so keine Zukunft haben. Will die Truppe tatsächlich weiter malische Soldaten ausbilden, die auf Weisung einer Militärregierung handeln, die sich schon zweimal an die Macht geputscht und Wahlen verhindert hat? Will sie Soldaten ausbilden, die womöglich keine Skrupel haben, später an der Seite russischer Söldner in den Kampf zu ziehen? Just eine solche Allianz steht unter Verdacht, Ende März ein Massaker an Zivilisten verübt zu haben. Die Antwort auf all diese Fragen schien so eindeutig zu sein: Dieser Einsatz muss enden, so schnell wie möglich.

Nun hat es Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) endlich geschafft, sich selbst in Mali ein Bild zu machen. Plötzlich, aus der Nähe, fallen die Antworten nicht mehr so eindeutig aus. In Mali ist die Bundeswehr Teil einer Gemeinschaft: Ihr Ausbildungseinsatz läuft unter dem Dach der EU, mehr als 20 Nationen sind beteiligt. Daneben beteiligt sie sich an einem UN-Einsatz zur Stabilisierung des Landes. Ein Ausstieg im Alleingang würde allen Anstrengungen zuwiderlaufen, als verlässlich wahrgenommen zu werden. Außerdem berichteten die Soldaten der Ministerin, dass sie ihren Einsatz durchaus als sinnvoll betrachteten: Jeder Tag Training werde den malischen Soldaten helfen, später gegen Islamisten zu bestehen.

Lambrecht hatte die Ausbildung faktisch schon für tot erklärt. Eine Fortsetzung könne sie sich "nicht vorstellen". Ob sie diesen Kurs so durchhalten kann? Wenn die Truppen aus der EU gehen, füllt Russland die Lücke - keineswegs, um Mali zu retten, sondern um den Westen zu schwächen. Es ist schon richtig: Mit dem Krieg in der Ukraine hat sich der Fokus in der Verteidigungspolitik geändert, die Landes- und Bündnisverteidigung muss wieder Priorität haben. Aber Russland kann dem Westen auch anderswo in der Welt bittere Niederlagen zufügen.

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