Aktuelles Lexikon:Bundestrainer

Die Konditionen sind gut, doch auch Rudi Völler will den Job als Bundestrainer nicht dauerhaft übernehmen. (Foto: Imago/ActionPictures)

Gutes Geld, gute Jobsicherheit, viel Prestige: Diesen Job wollten mal alle, jetzt nicht mehr.

Von Felix Haselsteiner

"Gefallen tut mir das jetzt trotzdem nicht", hat der Interims-Bundestrainer gesagt. Zum zweiten Mal in seiner Karriere übernahm Rudi Völler mehr gegen seinen Willen das Amt des Trainers der deutschen Nationalmannschaft - und liegt damit voll im Trend. Bundestrainer, das wollten mal alle sein. Ein prestigeträchtiges Amt, in Millionenhöhe bezahlt, mit historisch guter Jobsicherheit (durchschnittliche Amtszeit: knapp acht Jahre). Die Aufgabenstellung: an Wochenenden Spiele beobachten, dann aus den Spielern eine Auswahl zusammenstellen, nach Möglichkeit alle zwei Jahre Turniere gewinnen. Millionen Deutsche übernahmen diese Rolle sogar bereitwillig, ganz ohne Bezahlung, meist auch ohne Qualifikation, dafür aber mit viel Meinungsstärke. In Kneipen, Wohnzimmern und in freier Natur, bei sogenannten Public Viewings, konnte man Menschen finden, die bereit waren, sofort Bundestrainer zu sein. Nun will offenbar keiner mehr den Job machen, nicht einmal Lothar Matthäus. Das ist ein weiterer Wegstein auf dem Abwärtspfad eines bedeutenden Amtes. Um den zu stoppen, braucht es Einfallsreichtum. Und im Sinne Völlers auch ein Bekenntnis dazu, dass eine Zwangsverpflichtung keine Option ist.

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