Bundestagswahl:Er ist nicht wie sie

SPD-Mann Olaf Scholz überflügelt Armin Laschet in der ZDF-Sonntagsfrage; Wechselstimmung kommt auf. Ob das so bleibt? Das ist ungewiss.

Von Cerstin Gammelin

Über die jüngste Sonntagsfrage der ZDF werden sich die Sozialdemokraten wohl am meisten freuen. Ihr Kandidat Olaf Scholz hat sich vor den Konkurrenten von der Union, Armin Laschet, geschoben. Die Freude ist zwar verständlich, aber dennoch ist das neue Ranking der Kandidaten nicht die wichtigste Nachricht der traditionellen Umfrage. Weit wichtiger ist, dass die Wählerinnen und Wähler in Bewegung geraten sind. Scholz hat kräftig zugelegt und Laschet noch kräftiger verloren. Es macht sich breit, worauf Grüne und SPD gehofft haben: Wechselstimmung.

Die Union erfährt nun, dass sie nicht darauf hoffen darf, dass diejenigen, die stets das Kreuzchen wegen Angela Merkel bei ihr gemacht haben, das im September wieder tun werden. Für sechs Millionen Wähler und Wählerinnen war Merkel der entscheidende Grund gewesen, Union zu wählen. Zwei Monate vor dem Wahltermin zeigt sich, wie naiv es war zu glauben, dass Laschet, der Merkel-Vertraute, ihre Stimmen binden könnte. Dazu hat der Kandidat selbst beigetragen: Seine Auftritte haben gezeigt, dass der Stil der gründlichen Kanzlerin so gar nicht der seinige ist.

Wo Laschet verliert, will die SPD gewinnen. Scholz hat eine beispiellose Frauen-Charme-Offensive gestartet und sich zudem, für seine Verhältnisse überraschend, für einen großen Fehler - den gewalttätigen G-20-Gipfel in Hamburg - entschuldigt. Das hat ihm Stimmen gebracht, für den Moment. Die entscheidende Frage der nächsten Wochen ist aber, und zwar für alle Parteien, ob aus dem Bewegungs-Momentum eine Trendumkehr wird.

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