Auch Politiker sind ja manchmal schnell darin, eine Redewendung zu verwenden, ohne zu überlegen, ob sie jeweils passend, gar angemessen ist. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich nun ablehnend geäußert zur Forderung seines grünen Vizes Robert Habeck, den Wehretat praktisch zu verdoppeln. „Wer zahlt die Zeche“, fragte er, „die Bürgerinnen und Bürger?“ Nahe mag die Vermutung liegen, Scholz wolle die Aufrüstung der Bundeswehr mit einer fröhlichen Veranstaltung von Zechern vergleichen, einer Art Silvestergelage, nach dem irgendeiner halt die Rechnung, also die Zeche, bezahlen muss. Zeche bedeutete im Mittelhochdeutschen „Ordnung“, damit wurde ein Zusammenschluss von Menschen bezeichnet – zunächst zum Feiern, vom 13. Jahrhundert an aber auch zum Betreiben von Bergwerken. Mit ihrer Einlage bezahlten die Leute ihre Zeche – es ging also um den Ernst des Lebens, nicht ums Feiern. Insofern war Scholz’ Wortwahl sprachlich durchaus passend. Er kleidete sie in eine rhetorische Frage, vermutlich um nahezulegen, dass man diese Zeche kaum den Bürgerinnen und Bürgern überlassen könne. Worauf man nur mit einer rhetorischen Frage antworten kann: Wem denn sonst?
Aktuelles Lexikon:Zeche

Und wer bezahlt sie? Über ein Wort, seine zwei Bedeutungen und den Kanzler.
Von Detlef Esslinger

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