Wenn ein mittelständisches Unternehmen die Eigentümer wechselt, regt das die Kulturbranche selten so auf wie der vor einer Woche bekannt gewordene Umstand, dass ein bisheriger Teilhaber des Suhrkamp-Verlages, der Immobilienunternehmer Dirk Möhrle, alle Aktienanteile erworben hat und nun alleiniger Inhaber ist. Klar, Suhrkamp ist eine bundesrepublikanische Institution. Der Verleger Jonathan Landgrebe und der Investor sicherten einander in langen Interviews volles Vertrauen zu, erklärten, es gehe dem Verlag gut, versprachen neue Investitionen, gelobten aber auch Treue zum hochliterarischen Programm von Suhrkamp. Auch wenn die Familienstiftung des prägenden Verlegers Siegfried Unseld, geführt von seiner Witwe Ulla Berkéwicz, mit Möhrles Übernahme nun aus dem Verlag ausgestiegen ist: Unselds Vorbild war erst in der Vorwoche, zu dessen 100. Geburtstag, vom Verlag stark gefeiert worden.
Literatur:Buchverlage müssen unverwechselbar sein
Lesezeit: 2 Min.
Das Geschäft der Branche ist härter geworden, auch für Traditionsverlage wie Suhrkamp. Umso wichtiger werden neben kaufmännischem Geschick Standhaftigkeit und literarisches Gespür.
Kommentar von Marie Schmidt
Suhrkamp-Verlag:Die Coca-Cola-Rezeptur des Buchmarkts
Zwischen literarischem Anspruch und Popularität: Warum es heute so schwer ist, Bestseller zu verlegen – und was der Suhrkamp-Verleger Landgrebe nach dem großen Bruch in seinem Hause dazu zu sagen hat.
Lesen Sie mehr zum Thema