Briefe:Die Post, die bleibt

Warum Handgeschriebenes nicht nur für Mozart wichtig war, sondern es auch im Whatsapp-Zeitalter weiterhin ist.

Von Christian Mayer

Mozart ist unsterblich, weil seine Musik unsterblich ist, aber über sein Leben wissen wir nur deshalb so gut Bescheid, weil er ein passionierter Briefeschreiber war. Anders als im Whatsapp-Zeitalter gab es im 18. Jahrhundert keine Gewähr, dass ein Schriftstück rasch beim Adressaten eintraf. Doch allein, dass Mozarts Briefe heute noch gelesen werden, zeigt die Wirkmacht des Mediums: Die Tinte mag verblichen sein, die Sätze bleiben: "Ich lege mich niemals zum Schlafen nieder, ohne zu bedenken, dass ich den nächsten Tag vielleicht nicht mehr erleben werde", schrieb Mozart seinem Vater. Ein Satz für die Ewigkeit.

Briefe bewahrt man auf, wenn sie persönliche Mitteilungen enthalten. Doch weil immer mehr Nachrichten digital verschickt werden, haben solche Schreiben heute Seltenheitswert. Die Deutsche Post setzt nun verstärkt auf das Angebot, Briefe von Unternehmen vorab als PDF an die Empfänger zu mailen - noch bevor das Schreiben im Briefkasten liegt. Kann man damit das Kulturgut retten, das schon Mozart geliebt hat?

Keineswegs, denn solche Werbepost wird für die Tonne produziert, während sich die Liebhaber der Briefkultur noch lange nicht geschlagen geben: Für sie ist es das größte Glück, ein paar persönliche Zeilen ihrer Liebsten in den Händen zu halten.

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