Handelsvertrag:Hier muss die EU im Brexit-Streit nachgeben

Fischerboot im irischen Hafen Howth: Viele Fischer in EU-Staaten sind darauf angewiesen, in britischen Gewässern im großen Stil fangen zu dürfen. London will aber mehr Fangquoten für die britischen Fischer reservieren. (Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)

Bis Mitternacht wollten sich London und Brüssel einigen - dann passierte nichts. Im Mittelpunkt des Streits steht ein Detail, bei dem die Europäer Johnson einen kleinen Triumph gönnen sollten.

Kommentar von Björn Finke

Jetzt hängt es also am Fisch: London fordert, dass die EU beim Streit um Fangquoten in britischen Gewässern nachgibt, damit der Abschluss eines Handelsvertrags doch noch gelingt. Zugleich warnen Europas Fischereiverbände bereits vor einem Ausverkauf ihrer Interessen, und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron treibt die Furcht vor Fischereiprotesten um. Die Branche mag zwar wirtschaftlich unbedeutend sein, aber an ihr könnte eine Einigung scheitern.

In dem Fall drohte zum Jahreswechsel der ganz harte Bruch, es würden Zölle und Zollkontrollen eingeführt: ein sehr hoher Preis für ein paar Tonnen Fisch mehr oder weniger. Klar ist auch, dass die EU-Flotten bei einem Abbruch der Gespräche überhaupt keinen Anspruch auf Fangquoten in den fischreichen britischen Gewässern hätten. Deswegen sollte Brüssel dem britischen Premier Boris Johnson hier ruhig einige Zugeständnisse machen.

Schließlich sind Fangquoten der einzige Bereich in den Verhandlungen über die künftigen Beziehungen, bei dem Johnson die Oberhand hat. Die EU sollte ihm einen kleinen Triumph gönnen, damit er den Handelsvertrag zu Hause besser verkaufen kann. Verlieren einige EU-Fischer dadurch ihre Existenz, sollte Brüssel sie üppig entschädigen. Die Kosten dafür wären vernachlässigbar im Vergleich zu denen eines harten Bruchs.

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Von Björn Finke und Alexander Mühlauer

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