Brasilien:Ringen nach Luft

Bolsonaros Politik ist tödlich. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Von Christoph Gurk

Die Politik des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro ist tödlich - und sollte noch immer einer Zweifel daran haben, so reicht es, sich die Zölle anzusehen, die seit Anfang des Jahres in dem südamerikanischen Land für Importe gelten. Wer zum Beispiel Schusswaffen einführt, muss neuerdings keine Abgaben mehr bezahlen. Die Maßnahme ist ein Geschenk der Regierung an ihre waffennärrische Wählerschaft, gleichzeitig aber natürlich auch ein Irrsinn, schließlich ist Brasilien schon jetzt eines der gefährlichsten Länder der Welt, mit Zehntausenden Morden jedes Jahr.

Doch während man Pistolen umsonst ins Land bringen darf, hat die Regierung mitten in der Pandemie die Abgaben für medizinische Geräte wieder angehoben, darunter die Einfuhrzölle für Desinfektionsmittel, sterile OP-Vorhänge oder Metall- und Aluminiumzylinder, die man für die Sauerstoffversorgung schwerkranker Covid-19-Patienten benutzt.

Wenn also in Rio de Janeiro während des Neujahrsfeuerwerks ein fünfjähriges Mädchen von einem Querschläger erschossen wird und in der Millionenmetropole Manaus kurz darauf Menschen ersticken, weil in Krankenhäusern der Sauerstoff zur künstlichen Beatmung fehlt, dann wirkt dies wie eine grausame Warnung für den Rest des Landes: Bolsonaros Politik ist tödlich. Im wahrsten Sinne des Wortes.

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