Süddeutsche Zeitung

Brasilien:Die Vernichter

Die Abholzung des brasilianischen Regenwalds schreitet schnell voran. Das ist ein doppelter Skandal.

Von Christoph Gurk

Die neuesten Zahlen zur Abholzung am Amazonas sind ein doppelter Skandal. Einmal sind da die bloßen Fakten: Das staatliche brasilianische Institut für Weltraumforschung hat errechnet, dass allein zwischen August 2020 und Juli 2021 mehr als 13 000 Quadratkilometer Regenwald vernichtet wurden. Ein Anstieg von mehr als 20 Prozent und ein Wert, der so hoch ist wie seit 15 Jahren nicht. Eine Katastrophe und eben auch ein Skandal, weil sich abermals zeigt, wie wenig die brasilianische Regierung tut, um den Kahlschlag zu stoppen.

In Glasgow versprach die Regierung, die Abholzung bald zu stoppen

Dabei verspricht sie öffentlich gerne das Gegenteil. So gelobte man eben erst auf dem Weltklimagipfel, die Abholzung im Amazonas-Gebiet bis 2028 zu stoppen. Nach Angaben der staatlichen Weltraumforscher wurde der diesjährige Bericht mit allen Amazonas-Daten schon am 27. Oktober veröffentlicht. Das heißt: Schon vor der Weltklimakonferenz, die am 31. Oktober begann, dürften Präsident Jair Bolsonaro die Abholzungszahlen bekannt gewesen sein. Und dennoch verlor niemand ein Wort darüber. Stattdessen: vollmundige Versprechen. Das ist der zweite Teil des Skandals.

Dabei wäre es gar nicht so schwer, die Vernichtung zumindest zu bremsen. Brasiliens Umweltgesetzgebung ist eine der strengsten der Welt, es würde schon reichen, sie umzusetzen. Doch nicht einmal dazu ist die Regierung bereit. Und so steuert der Amazonas immer schneller auf seinen Kipppunkt zu, Regenwald könnte sich in Savanne verwandeln, mit verheerenden Konsequenzen. Und weder Brasiliens Präsident noch sonst irgendwer kann noch sagen, man habe ihn nicht gewarnt.

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