Aktuelles Lexikon:Blindflug

Keine Sicht? In der modernen Fliegerei kein Problem dank der Instrumente. (Foto: Sebastian Gabriel)

Beliebter Vorwurf, diesmal an Gesundheitsminister Lauterbach. Meistens das falsche Wort, diesmal – vielleicht – das richtige.

Von Detlef Esslinger

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat diese Woche seine Reform der Kliniklandschaft durch den Bundestag gebracht. Unter anderem die Deutsche Krankenhausgesellschaft bezeichnet das Projekt seit Langem als „Blindflug“, was natürlich eine Kritik sein soll – zunächst aber ein weiterer Beleg dafür ist, dass man Metaphern besser nur im Ausnahmefall einsetzt: Meistens sind sie abgenutzt, schief oder beides; wie in diesem Fall. Denn in der Luftfahrt ist der Blindflug nichts Bedrohliches, sondern Normalität. Ein anderes Wort dafür lautet: Instrumentenflug. Nur so kommen Flugzeuge sicher durch die Wolken, der Instrumentenflug ermöglicht Strecken, die früher nur mit guter Sicht, also im Sichtflug möglich waren. Allerdings ist es bei der Klinikreform so, dass dem Minister vorgeworfen wird, Landes- und Kommunalpolitikern keine Instrumente zur Verfügung zu stellen, die sie für die Zukunftsplanung kleiner Kliniken bräuchten. Übertragen auf die Luftfahrt hieße das: Sie sollen ohne Instrumente durch die Wolken fliegen. Diese Form von Blindflug möchte in der Tat wohl niemand. Möglicherweise wurde also in diesem Fall doch die richtige Metapher gewählt, und sei es nur aus Versehen.

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