Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Blabla

Woher der Ausdruck stammt, den Greta Thunberg so oft benutzt.

Von Hermann Unterstöger

Es mag nicht allzu viele Momente geben, in denen Greta Thunberg und Johann Wolfgang von Goethe zusammentreffen. Jetzt aber war so einer, nämlich als die Aktivistin Thunberg die Weltklimakonferenz auf Twitter mit einem höhnischen "Blah, blah, blah" bilanzierte. Bei Blabla, einem gängigen Ausdruck für leeres, auf kein vernünftiges Ziel gerichtetes Gewäsch, handelt es sich um ein schallnachahmendes Wort, ein Onomatopoetikon. Viele Sprachen halten es in dieser Form vor, wohingegen ein vermeintlich der Natur präzise abgelauschtes Schallwort wie unser "Kikeriki" anderswo anders lautet, im Russischen beispielsweise "kukareku". Etymologische Wörterbücher führen "Blabla" mit Verweis auf altnordisch "blaðr" (Unsinn) oder althochdeutsch "blabbizon" (bellen) tief in die Sprachgeschichte zurück; Belege dafür, dass "Blabla" nicht, wie man vermuten könnte, erst durch die Comics in die Welt und die Sprachen gekommen ist. Und Goethe? Goethe hatte in Rom die Bekanntschaft mit Pasquale Anfossis beliebter Oper "La Maga Circe" gemacht. Deren Libretto übertrug er zusammen mit seinem Schwager Christian August Vulpius für die Weimarer Bühne ins Deutsche. In einem Quartett singen der Graf und der Baron, die von Circe versteinert werden, Folgendes: "O! Lunge, Herz und Magen, / Die Zunge bla, bla, bla."

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