Joe Biden hat die Vereinigten Staaten bei seinem Treffen mit Wladimir Putin in Genf nicht blamiert. Er hat seine Geheimdienste nicht desavouiert. Er hat Amerikas Verbündete nicht hängen lassen. Wenn man sich daran erinnert, dass Donald Trump all das getan hat, als er seinen russischen Kollegen vor drei Jahren in Helsinki traf, dann lautet ein erstes Fazit nach Genf: Die USA haben wieder einen Präsidenten, der sich nicht von Putin über den Tisch ziehen lässt.
Ein zweites Fazit lautet: Putin hat das verstanden. Das bedeutet nicht zwingend, dass seine Innen- und Außenpolitik künftig weniger aggressiv und destruktiv werden wird. Aber wenigstens verändert sich für ihn die Kalkulation des Preises, den er für Aggression und Destruktion bezahlen muss. Bei Trump lag dieser Preis bei null. Bei Biden wird er höher liegen. Ob er dann hoch genug liegt, um Putin zu beeindrucken, wird man sehen.
Es war gut, dass Biden und Putin sich getroffen haben. Beide Seiten wissen jetzt besser, was sie trennt und woran sie sind. Und offensichtlich reicht die Gegnerschaft nicht so tief, dass die USA und Russland zum Beispiel bei der nuklearen Abrüstung nicht mehr zusammenarbeiten wollen. Das ist ein großer Erfolg. Ein drittes Fazit lautet daher: Das Treffen in Genf hat die Welt sicherer gemacht.