Film:Berlin in Höchstform

Guter Wille auf allen Seiten und ein gutes Hygienekonzept gegen Corona: Warum die Berlinale kann, was die Leipziger Buchmesse nicht kann.

Von Verena Mayer

Kann man mitten in der Omikron-Welle den roten Teppich ausrollen? Soll man Filmschaffende aus aller Welt einfliegen lassen und Kinosäle mit Tausenden Menschen füllen? Und das alles nur, damit ein Filmfestival in Präsenz möglich ist, mit Publikum und Promis? Die Berlinale, die gerade in der Hauptstadt stattfindet, ist eine Wette gegen Omikron: Wie viel Kultur, wie viel Glamour, wie viel Spaß lassen sich der Corona-Pandemie abtrotzen?

Derzeit sieht es so aus, als könnten die Veranstalter diese Wette gewinnen. Denn für die Berlinale wurde nicht nur ein komplexes Hygiene- und Sicherheitskonzept ausgetüftelt. Sondern es haben sich auch Filmindustrie, Gesundheitsbehörden, Kommunalverwaltung und Kulturpolitik gemeinsam bemüht, es umzusetzen. Dabei legten die Verantwortlichen jene Portion Draufgängertum an den Tag, die den Veranstaltern der Leipziger Buchmesse fehlte. Das große Treffen der Literaturwelt wurde nun schon zum dritten Mal abgesagt. Zum anderen gab es den politischen Willen, zuletzt hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) den Ausrichtern der Berlinale noch einmal den Rücken gestärkt. Und Berlin, die Stadt, die in ihrer Geschichte schon mit so vielen Krisen fertiggeworden ist, läuft im Ausnahmezustand sowieso oft zu Höchstform auf.

Zwar ist in diesen ersten Tagen des Festivals noch nicht absehbar, ob die Mischung aus Zugangsbeschränkungen, Impfpasskontrollen, Masken- und Testpflicht wirklich funktioniert. Es ist auch nicht auszuschließen, dass die Menschen, die jetzt im Berlinale-Fieber in die Kinos strömen, sich noch auf den letzten Metern der Omikron-Welle mit dem Virus infizieren. Aber die diesjährige Berlinale könnte ein Vorbild für zukünftige kulturelle Großveranstaltungen sein.

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