Süddeutsche Zeitung

Katalonien:So geht's nicht weiter

Die Lügen rund um den Katalonien-Konflikt sind dabei, den spanischen Staat zu zersetzen. Wie nötig wäre da ein wenig Heilung.

Von Karin Janker

Eine banale Frage: Wie viele Menschen haben vor einer Woche in Madrid gegen die Begnadigung katalanischer Separatisten demonstriert? Noch immer gibt es darauf keine verlässliche Antwort. 25 000 Menschen, sagt die linke Regierung. 126 000, sagt die rechte Stadtverwaltung. Beide stützen sich auf Polizeiangaben, beide wirken politisch motiviert: Die einen schätzen die Zahl zu niedrig, die anderen zu hoch. Was wie eine Lappalie wirkt, ist ein Beispiel für die Zersetzung der Basis des demokratischen Zusammenlebens. Wo Fakten nicht mehr zählen, ist der Boden für Lügen bereitet.

Womit man beim Katalonien-Konflikt ist. Die Begnadigung der Separatisten, gegen die in Madrid 25 000 Menschen protestierten (oder fünfmal so viele), ist beschlossen, allen Kundgebungen zum Trotz. Man kann nur hoffen, dass sie tatsächlich zur Heilung beiträgt. Denn der Status quo in diesem Konflikt ist keiner, der zu halten wäre: Die Desinformation zerfrisst das Gemeinwesen.

Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung lässt sich weder ausblenden noch aushungern, selbst ausnüchtern bringt nichts. Teile der Separatisten berauschen sich immer wieder neu an dem Unrecht, das sie erlitten zu haben glauben. Zu diesem Unrecht gehörte, dass ihre Vertreter zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. "Politische Gefangene" nannten sie sie. Immerhin mit dieser Erzählung ist nun Schluss.

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