Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende des Springer-Verlags, ist wieder im Gespräch - oder Gerede, je nachdem. Und dies nicht, weil er am Wochenende in einem Kommentar in der Bild forderte, die Nato müsse sofort in der Ukraine eingreifen, und dabei offen einen dritten Weltkrieg einkalkulierte. In solchen Zeiten leben wir, dass dieses Heraufbeschwören nicht mal eine Rolle spielt in einer völlig anderen Eskalation um seine Person.
Im Streit unter Deutschlands Zeitungsverlegern hat sich nun die Funke-Mediengruppe (WAZ) entschlossen, den Branchenverband zu verlassen. Seit Herbst schon kracht es im Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV). Grund ist, dass der Präsident des Verbands Mathias Döpfner heißt - der nach den Skandalen bei Springer um den langjährigen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt schwer beschädigt ist. Im Präsidium des BDZV hielt man dennoch weiter an Döpfner fest. Aber Funke, zahlungskräftiges BDZV-Mitglied, hatte Ende Februar genug und forderte Döpfners Rücktritt, aus Sorge, "dass die Glaubwürdigkeit der gesamten Branche gefährdet ist". Gefährdet, weil diese von jemandem vertreten wird, der bei Bild den Chef mit den Worten verteidigt hatte, dieser sei der "letzte und einzige Journalist in Deutschland", der noch mutig "gegen den neuen DDR-Obrigkeitsstaat" aufbegehre, "fast alle anderen sind zu Propaganda-Assistenten geworden".
Die Reaktion auf die Rücktrittsforderung? Funke-Chefin Julia Becker erhielt ein vergiftetes Angebot aus dem Verband: Sie könne doch Vizepräsidentin werden. Der Posten wurde frei, weil ein Dritter ihn soeben aufgegeben hatte, wegen Döpfner übrigens. Die Funke-Chefin lehnte ab, schon wegen der "gönnerhaften Tonality" des Angebots, das sei zu viel gewesen. Nun steht der Verband ohne eine der größten Verlagsgruppen des Landes da. Was will er eigentlich für seine Branche erreichen, wenn er sich selbst zersetzt; wegen eines einzigen Mannes?