Die Bayreuther Festspiele spielen in der kleinen Männerwelt der Klassik eine besondere Rolle. Sie wurden von einem Mann, Richard Wagner, begründet, dessen Opern hier fast ausschließlich gespielt werden. Doch anders als in der Klassikwelt üblich, sind hier Frauen schon länger für die Geschicke dieser lange Zeit als Wagner-Familienunternehmen geführten Festspiele verantwortlich.
Das beginnt mit der Komponistengattin Cosima, geht über die Hitler-Vertraute Winifred, die maßgeblich zum schlechten Ruf Bayreuths beitrug, bis zu Eva und der jetzigen Festspielleiterin Katharina Wagner. Das ist auffällig, weil Opernintendanten, Opernregisseure und Festivalleiter meist Männer sind, das ist weltweit so.

Wagner-Festspiele in Bayreuth:Und dann lugt plötzlich die Kanzlerin aus dem Auto
Kein roter Teppich, kein Staatsempfang: Vieles ist anders in diesem Jahr auf dem Grünen Hügel. Doch festlich wird es trotz Corona-Beschränkungen.
Katharina Wagner, Jahrgang 1978, hat die Festspiele am Grünen Hügel modernisiert, organisatorisch wie künstlerisch, der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Sie hat als erste Frau in Bayreuth inszeniert. 145 Jahre hat es gedauert: Aber Wagner hat mit Oksana Lyniv dieses Jahr die erste Frau verpflichtet, die in Bayreuth dirigiert - und zwar gleich die diesjährige Eröffnungspremiere mit dem "Fliegenden Holländer".
Anders als der Rest der Klassikwelt ist Bayreuth damit - endlich - auf dem besten Weg zur Gleichberechtigung: Herzlichen Glückwunsch!