"Der Krieg wird nicht mehr erklärt, sondern fortgesetzt", schrieb die Dichterin Ingeborg Bachmann in "Alle Tage", das Unerhörte sei alltäglich geworden. Den Krieg hatte Wladimir Putin schon lange nicht mehr erklärt, sondern nur noch fortgesetzt, in unterschiedlichen Gegenden mit unterschiedlichen Lügen. Das Unerhörte war nur denen alltäglich geworden, die sich davon nicht betroffen glaubten. Für alle anderen, für die im Radius der Gewalt, deren Rechte und Körper dem russischen Regime nichts zählten, für sie alle blieb das Unerhörte tatsächlich unerhört.
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Was "Zeitenwende" genannt wird, ist eine verspätete, aber bedeutsame Einsicht in Europa: dass nicht nur die Demokratien der anderen verwundbar sind, sondern auch die eigenen. Zum Beispiel von einer intakten Öffentlichkeit hängen sie ab.
Kolumne von Carolin Emcke
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