Astra Zeneca:Zwei Verlierer

Das größte Problem von Astra Zeneca ist nicht der Gerichtsentscheid von Freitag. Sondern fehlendes Vertrauen.

Von Björn Finke

Nach dem Urteilsspruch fühlen sich beide Seiten als Sieger - aber in Wirklichkeit lassen diese Querelen nur Verlierer zurück: Eine Richterin in Brüssel legte am Freitag fest, dass der Pharmakonzern Astra Zeneca der EU mehr Covid-Impfstoffdosen liefern muss. Die EU-Kommission hatte geklagt, weil die britisch-schwedische Firma Zusagen aus dem Kaufvertrag nicht einhalten konnte oder wollte. Sowohl die Behörde als auch das Unternehmen verkündeten hinterher, dass das Gericht ihre Position bestätigt habe.

Doch für Europas Bürger wird das Urteil keinen großen Unterschied machen. Corona-Impfstoffe waren im Winter knapp, und Schuld daran trugen unter anderem die Ausfälle bei Astra Zeneca. Jetzt hingegen gibt es in der EU genug Vakzin. Zudem wollen viele Europäer gar nicht Astra Zeneca gespritzt bekommen; Berichte über Nebenwirkungen und fehlerhafte Studien haben Vertrauen gekostet.

Doch es mangelt nicht nur an Vertrauen in Astras Vakzin - die Lieferausfälle und die unbefriedigenden Erklärungen des Managements haben auch das Vertrauen in den Konzern erschüttert. Dass er jetzt nach einem Richterspruch mehr Dosen zur Verfügung stellt, wird daran nichts ändern. Zugleich ließen diese Probleme im Winter viele Bürger an der Kompetenz der EU-Kommission und ihrer Chefin Ursula von der Leyen zweifeln. Die Behörde war schließlich verantwortlich für das Aushandeln der Verträge. An diesem Vertrauensverlust wird das Urteil ebenfalls nichts ändern.

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