Evangelische Kirche:Kühnheit der Jugend

Die Wahl von Anna-Nicole Heinrich zur neuen Präses der EKD-Synode ist mehr als ein Generationenwechsel. Sie setzt ein Zeichen.

Von Annette Zoch, München

Generalsynode der EKD in Hannover

Das evangelische Kirchenparlament hat überraschend die 25-jährige Anna-Nicole Heinrich gewählt.

(Foto: Jens Schulze/dpa)

Es ist eine kleine Sensation, die die Synodalen am Wochenende zustande gebracht haben. Die 25-jährige Anna-Nicole Heinrich wird Nachfolgerin der 79-jährigen Irmgard Schwaetzer als Präses der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die Wahl von Heinrich bedeutet mehr als eine radikale Verjüngung, sie setzt ein Zeichen. Die Synodalen haben Mut zur Veränderung bewiesen. Die Studentin ist nicht klassisch bürgerlich-evangelisch sozialisiert. Sie kommt aus einer kirchenfernen Arbeiterfamilie, hat sich erst als Schülerin taufen lassen.

Auch wenn die Wahl eine Überraschung war, ein Unfall war sie nicht. Zwar sind in dieser Synode mehr Junge vertreten - 25 Mitglieder sind unter 26. Aber Heinrich bekam 75 von 126 abgegebenen Stimmen, und das im ersten Wahlgang. Heinrich ist bestens vernetzt, unterstützt wurde sie unter anderem von der konservativ-pietistischen "Lebendigen Gemeinde".

Von den politischen Schwergewichten in der Synode wollte sich wohl keiner den Knochenjob antun: Die Evangelische Kirche muss radikal sparen, auch ihr laufen die Mitglieder davon, in der Missbrauchsaufarbeitung liegt vieles im Argen. "Kann die das?", ist aus manch ungläubigem Glückwunsch nun zwischen den Zeilen zu lesen. Mit dem Mut und der Kühnheit der Jugend zitierte Heinrich in ihrer Bewerbungsrede einen Wahlspruch der digitalen Kirche: "Einfach mal machen."

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