Angela Merkel scheidet aus dem Amt in größtmöglicher Lakonie: Sie werde "vielleicht versuchen, was zu lesen" bis die Augen zufallen, sagt sie. "Dann werde ich ein bisschen schlafen, und dann schauen wir mal." Das ist ein hübsches Bild, weil Merkel den Eindruck erweckt, dass sie hinwegdiffundieren kann aus ihrer politischen Existenz und irgendwo ein neues Dasein finden wird. Die Vorstellung passt auch deshalb zu Merkel, weil sie es immer geschafft hat, Kanzlerschaft und Politik mit Abstand zu betrachten und sich dabei niemals bedeutungsbesoffen zu geben - eine Fähigkeit, die nicht alle im politischen Betrieb nach so vielen Jahren bewahren können. Nicht zuletzt deshalb hat das Interesse an der "eigentlichen Person" Merkel nie nachgelassen - als ob es noch einen anderen Menschen hinter der öffentlichen Figur zu entdecken gäbe.
Angela Merkel:Die Bewahrende
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16 Jahre voller Krisen und dennoch Stabilität: Merkels Werkzeuge waren wie geschaffen dafür, den größten Unbill vom Land fernzuhalten. Und doch sollte Olaf Scholz nicht versuchen, sie zu imitieren.
Kommentar von Stefan Kornelius
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