Angela Merkel widerfährt dieser Tage eine interessante Spiegelung ihres aktiven politischen Lebens. In den 16 Kanzlerinnen-Jahren war sie beständig dem Sturm ausgesetzt, durchlebte Krise um Krise. Selten aber wurde ihre Leistung lediglich plump bewertet, nie senkte sich der Daumen nur nach unten oder ging ausschließlich in die Höhe. Differenzierung war also möglich, und die Haltungsnote ließ sich viermal an passablen Wahlergebnissen ablesen. Horst Seehofer mag in seinem Merkel-Zorn eine Ausnahme gewesen sein, aber das von ihm zum Schluss gepflegte Feindbild diente vor allem als Schutz vor dem Söder-Tsunami, der in der CSU bereits heranschwappte.
MeinungZeitgeschichte:Ist die Zurückhaltung der Ex-Kanzlerin wirklich klug?
Kommentar von Stefan Kornelius
Lesezeit: 3 Min.
Angela Merkels Memoiren haben eine Debatte über ihre Fehler und ihre Verantwortung als Kanzlerin ausgelöst. Sie aber erzählt eine Geschichte, die solche Fragen allzu offen lässt.
Merkel-Memoiren:Die Sphinx bleibt sich treu
Viele Details, wenig Persönliches: Angela Merkel setzt in ihrer Bilanz auf Sachlichkeit und Rationalität. Nur wenn sie über Putin oder die Schlüsselmomente der Migrationskrise schreibt, blitzt Kampfeslust auf.
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