Märkte:Die Methode Amazon

Der Staat hätte Instrumente, um gegen Firmen vorzugehen, die ihre Macht ausnutzen.

Von Claus Hulverscheidt

Wenn jemand aus einer Garagenfirma einen Weltkonzern formt, verdient er oder sie zunächst einmal Respekt. Das gilt auch, wenn dieser Jemand Jeff Bezos heißt und als Multimilliardär mit Millionen Neidern leben muss. Richtig ist aber auch, dass sich Bezos' Amazon-Imperium bis heute höchst zwielichtiger Methoden bedient: Es stiehlt Ideen, vermischt seine Rollen als Marktbetreiber und -händler und drängt Zulieferer, ihm zu Dumpingpreisen Kapitalanteile zu offerieren. Höflichkeit und das Wissen um Amazons Rechtsabteilung gebieten es, Letzteres nicht Erpressung zu nennen.

Die vielen Vorwürfe, die zuletzt außer gegen Amazon auch gegen Apple, Google und Facebook laut wurden, machen deutlich, was passiert, wenn Konzerne zu dominant werden: Sie behindern den Wettbewerb, bremsen Innovationen, vernichten Jobs oder gefährden die Demokratie - selbst wenn sie ihre Dienste vermeintlich verschenken, statt wie frühere Monopolisten die Preise in die Höhe zu treiben.

All das heißt noch nicht automatisch, dass es sinnvoll und verhältnismäßig wäre, alle Konzerne einfach zu zerschlagen. Es heißt aber sehr wohl, dass die Politik das Kartellrecht umfassend reformieren sollte und im Einzelfall alle verfügbaren Instrumente nutzen muss, um Demokratie und fairen Wettbewerb zu sichern. Alle Instrumente.

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