Altenpflege:Ein Anfang, immerhin

Verdi und ein Arbeitgeberverband einigen sich auf höhere Mindestlöhne in den Seniorenheimen. Die Frage ist: Was halten die anderen Arbeitgeberverbände davon?

Von Benedikt Peters

Kein Zweifel, Altenpflegerinnen und -pfleger haben mehr verdient als das, was sie bekommen. Ihre Gehälter reichen oft nicht, um gut zu leben - gerade in Großstädten nicht. Viele Stellen bleiben daher unbesetzt, ganz abgesehen von dem enormen Stress, über den die Pflegekräfte klagen. Für eine Gesellschaft, die ihre Senioren nicht bloß verwahren will, ist das beschämend.

Insofern ist es eine gute Nachricht, dass sich die Gewerkschaft Verdi und die Bundesvereinigung Arbeitgeber in der Pflegebranche, ein Zusammenschluss vor allem der Wohlfahrtsverbände, auf einen Tarifvertrag geeinigt haben. Er soll die Mindestlöhne in der Altenpflege deutlich erhöhen. Das könnte dazu beitragen, dass sich wieder mehr Menschen für den Beruf entscheiden und die Zustände in den Heimen besser werden.

Bis dahin aber ist es noch ein langer Weg. Zunächst gilt der Abschluss nur für 70 000 von 1,1 Millionen Altenpflegern. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erwägt, ihn für allgemein verbindlich zu erklären. Private Pflegedienste - jene also, die häufig am schlechtesten zahlen - haben angekündigt, dagegen zu klagen. Das ist nicht nur kurzsichtig. Es verhöhnt auch all jene, die sich täglich in ihren Einrichtungen den Rücken krumm machen - auch und gerade in Zeiten von Corona.

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