Tierhaltung:Schwein gehabt

Die Initiative von Aldi für eine bessere Tierhaltung könnte die Wende in deutschen Ställen bringen. Richtig so. Der Discounter hat aber auch einiges gutzumachen.

Kommentar von Silvia Liebrich

Aldi hat es wieder einmal geschafft. Immer aufs Neue gelingt es dem Discounter, sich als Kämpfer für eine bessere Welt in Szene zu setzen. Wie jetzt, mit seinem Vorstoß für höhere Standards in der Tierhaltung. Von 2030 an will Aldi vor allem Fleischprodukte verkaufen, die mit möglichst wenig Tierleid verbunden sind, was durchaus löblich ist. Wenn eine der mächtigsten deutschen Handelsketten ein solches Zeichen setzt, kann die Konkurrenz das schwer ignorieren. Die Initiative hat so gesehen tatsächlich das Zeug, endlich die von Tierschützern, Landwirten und vielen Verbrauchern geforderte Wende in den Ställen anzustoßen.

Nicht vergessen werden sollte dabei aber, dass Handelskonzerne wie Aldi entscheidend dafür mitverantwortlich sind, dass sich die Lage in den Ställen in den vergangenen Jahrzehnten verschlechtert hat. Grund dafür ist der brutale Preisdruck, den der Handel auf die Tierhalter ausübt und der viele zum Aufgeben zwang. Für tiergerechtere Ställe fehlt vielen Erzeugern daher nun schlicht das Geld; daran ändert auch Aldis Vorstoß nichts.

Zumindest aber hilft er dabei, den Druck auf die Politik zu erhöhen. Die Bundesregierungen der vergangenen 15 Jahre haben es allesamt versäumt, die Tierhaltung zu verbessern. Zu sehr haben sie sich davor gefürchtet, den Wählern klarzumachen: Es gibt kein Recht auf Billigfleisch. Wie ernst es Aldi mit seiner Ankündigung meint, muss sich in den nächsten Jahren noch zeigen. Nicht jedes vollmundige Versprechen wird auch umgesetzt. Dass Fleischkonzerne wie Tönnies mitziehen, lässt zumindest hoffen, dass sich endlich etwas tut in deutschen Ställen.

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