Aktuelles Lexikon:Weihnachtsverbot

Warum im Sultanat Brunei alles Weihnachtliche untersagt ist, aber doch nicht so richtig.

Von Dunja Ramadan

Während Städte im Nahen und Mittleren Osten zu dieser Zeit gerne mal in Lametta versinken und Tannenbäume aus Cafés oder Malls nicht mehr wegzudenken sind, ist im Sultanat Brunei alles Weihnachtliche verboten. Man darf das Fest zwar feiern, aber nicht im öffentlichen Raum, sondern im Privaten oder in der Kirche - festliche Stimmung, das soll den muslimischen Feierlichkeiten vorbehalten sein, wenn es nach Sultan Hassanal Bolkiah geht. In dem Sultanat auf der Insel Borneo leben gerade mal 420 000 Menschen, 75 Prozent sind Muslime, fast zehn Prozent sind Christen und etwa neun Prozent Buddhisten. Seit einigen Jahren setzt der autoritär regierende und schwerreiche Sultan auf einen konservativen Kurs, in dem er für "traditionelle Werte" wirbt und 2014 die islamische Rechtsprechung einführte. Einen Aufschrei gab es 2019, als er verkündete, die Todesstrafe gegen Homosexuelle umzusetzen. Nach internationalen Protesten verzichtete er darauf. Für die Menschen in Brunei gilt seitdem diese eine Regel: Im Privaten genießt man viele Freiheiten, in der Öffentlichkeit muss man den Schein wahren. Da es den Menschen wirtschaftlich sehr gut geht - Bruneis Reichtum beruht auf seinen Öl- und Gasreserven -, haben sie sich damit arrangiert und feiern Weihnachten, wenn überhaupt, hinter verschlossenen Türen.

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