Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Waschlappen

Über Energiespartipps aus dem Hause Kretschmann.

Von Detlef Esslinger

Annalena Baerbock oder Ricarda Lang dürften so etwas nie sagen, es sei denn, sie wollten ihre Grünen in den Ruf bringen, Deutschland 50 Jahre zurückzuführen. Wenn hingegen Winfried Kretschmann, Jahrgang 1948, angesichts der Gaskrise meint, das Volk an den Waschlappen als "eine brauchbare Erfindung" erinnern zu müssen - dann besteht für die Grünen diese Gefahr nicht. Kretschmann halt. So bürgerlich, so schwäbisch, so possierlich, der darf das. Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg wuchs auf in einer Zeit, in der Waschen mittels Lappen durchaus üblich war. In jeder Familie gab es für jeden zwei, jeweils einen "für obenrum" und einen "für untenrum", wie das in züchtiger Sprache hieß; beide oft in Handschuhform. Außer womöglich noch im Hause Kretschmann kommen Waschlappen heute vor allem in der Kranken- und Altenpflege zum Einsatz; auch bei Babys sind sie praktisch. Einer extra für untenrum? Ja - wenn man vermeiden will, dass Keime aus anderen Körperzonen in den Intimbereich gelangen. Aus der Psychohygiene stammt die Beobachtung, dass man jemanden, der einen Waschlappen benutzt, allenfalls in Abwesenheit auch so titulieren sollte. Alter Witz, soeben wieder bei Twitter gelesen: Kind ruft aus der Badewanne, Mama, wo ist der Waschlappen? Antwort: Zigaretten holen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5642559
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.