Aktuelles Lexikon:Synthetisch

Wenn zwei oder mehr Bestandteile zu einem neuen Ganzen zusammengefügt werden.

Von Sebastian Herrmann

Wenige Begriffe jagen modernen Wohlstandsmenschen so viel Schrecken durch die Glieder wie "synthetisch". Dieses Wort fühlt sich an wie die Steigerung des Adjektivs "chemisch" und steht für alles, was als ungesund, giftig oder künstlich gilt - von der Synthetikfaser in Kleidung, über synthetische Drogen bis hin zu synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Die Wirkung des Wortes entfaltet sich jedoch losgelöst von dessen eigentlicher Bedeutung. Synthese leitet sich aus dem Altgriechischen ab und bedeutet "Zusammensetzung" oder "Verknüpfung" und bezeichnet den Umstand, wenn zwei oder mehr Bestandteile zu einem neuen Ganzen zusammengefügt werden. Natürlich spricht niemand von Synthese, wenn er mit seinen Kindern ein paar Legosteine zu einem neuen Gebilde zusammenfügt, der Begriff ist stattdessen vor allem in der Chemie zu Hause. Die chemische Synthese beschreibt den Vorgang, dass einzelne Elemente oder Moleküle zu einem neuen Stoff zusammengefügt werden. Eine solche synthetisierte Verbindung ist am Ende etwas Eigenständiges, sie lässt sich nicht so einfach in ihre Ausgangssubstanzen zurückverwandeln. In Singapur wurde gerade synthetisches Hühnchenfleisch zum Verzehr zugelassen. Für das tierlose Fleisch wurden Zellkulturen in einer Synthese zu einem neuen Stoff vermählt: Fleisch, für das keine Tiere sterben müssen.

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