Aktuelles Lexikon:Streumunition

Eine besonders perfide und größtenteils verbotene Waffe, die in der Ukraine zum Einsatz kommt.

Von Joachim Käppner

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch beklagt eine weitere Entgrenzung des Kriegs in der Ukraine: Die russischen Angreifer, in Einzelfällen auch die Ukrainer, setzen verbotene Streumunition ein. Diese ist in 123 Staaten durch die "Convention on Cluster Munitions" verboten, die 2008 beschlossen wurde und seit 2010 völkerrechtlich gilt. Untersagt sind Herstellung, Weitergabe, Bevorratung und natürlich der Einsatz der mörderischen Waffe. Auch Deutschland und die meisten westlichen Staaten mit Ausnahme der USA, welche Clusterbomben in vielen Kriegen einsetzten, gehören zu den Unterzeichnern - Russland und die Ukraine allerdings nicht. Streumunition besteht aus Bomben oder von Raketen getragenen Gefechtsköpfen, die Hunderte kleinere Sprengsätze enthalten. Diese explodieren in der Luft und verbreiten sich so über ein weites Gebiet. Militärisch sind sie für den Einsatz gegen "weiche Ziele" wie Infanterie und ungepanzerte Fahrzeuge gedacht. Viele der kleinen Sprengsätze bleiben im Gelände eine tödliche Gefahr. Russland hat solche Waffen bereits in Syrien eingesetzt, um die Zivilbevölkerung zu terrorisieren, und geht auf dieselbe Weise auch gegen Siedlungen und zivile Ziele in der Ukraine vor. Hunderte sollen deswegen umgekommen sein, wie im März neun Menschen in Mykolajiw, die vor einem Geldautomaten Schlange standen.

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