Aktuelles Lexikon:Sexismus

Die Definition umfasst jede Art der Beurteilung nach biologistischen Maßstäben, wirkt aber fast verharmlosend für die Vorwürfe innerhalb der Partei Die Linke.

Von Nicolas Freund

Ausgerechnet die sonst so auf Inklusion und Gleichberechtigung bedachte Partei Die Linke wird derzeit von einem sogenannten Sexismus-Skandal zerlegt: Nachdem sich eine kleine Gruppe von Genossen mit Vorwürfen "sexueller Gewalterfahrungen" in der Partei an die Öffentlichkeit gewagt hatte, sollen sich Dutzende weitere Betroffene gemeldet haben. Der Begriff Sexismus beschreibt dabei nur sehr vage das Leid der Opfer. Denn umgangssprachlich wird Sexismus fast immer für die Benachteiligung von Frauen in Gesellschaft, Beruf und anderen Bereichen verwendet. Im Falle der Linkspartei geht es aber auch um Fälle von sexueller Gewalt, diese kann von sexualisierten Beleidigungen bis zu Vergewaltigungen reichen. Obwohl solche Übergriffe auch immer sexistisch sind, da sie auf das Geschlecht einer anderen Person abzielen, wirkt der Begriff in diesem Zusammenhang fast verharmlosend. Unter den betroffenen Mitgliedern der Linken soll sich außerdem auch ein Mann befinden, dieser wäre nach dem umgangssprachlichen Gebrauch von Sexismus eher nicht mit gemeint, nach einer strengeren Definition aber schon: Dieser zufolge beschreibt Sexismus jede Art der Beurteilung oder Benachteiligung einer Person nach biologistischen, auf das natürliche oder kulturelle Geschlecht abzielenden Maßstäben. Im Falle der Linkspartei ist der Sexismus also nur das Grundproblem.

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