Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Seidenstraße

Ein Begriff für den Weg, über den China seine Kontakte und seinen Einfluss weltweit ausdehnt.

Von Johanna Pfund

US-Präsident Joe Biden hat beim G-7-Gipfel in Elmau ein Gegenprogramm zur "Neuen Seidenstraße" Chinas angekündigt, eine eigene Infrastrukturinitiative, die vor allem Entwicklungs- und Schwellenländern zugute kommen soll; Straßen, Häfen, Zugstrecken und auch Digitalprojekte sollen so entstehen. Die EU und die anderen G-7-Staaten unterstützen das. Sie sind spät dran, denn China hat sein Projekt "Belt and Road Initiative", oft als "Neue Seidenstraße" bezeichnet, schon 2013 begonnen und baut überall fleißig. Etwa eine neue Autobahn quer durch Georgien. Oder Eisenbahnen in Kenia. Damit hat China den Einzugsbereich der ursprünglichen Seidenstraße enorm erweitert; Kaiser Wu soll im zweiten Jahrhundert vor Christus die Order gegeben haben, Verbindungswege zwischen Ost und West auszubauen, und gab damit das Startsignal für ein weit verzweigtes Wegenetz zwischen Antiochia und Palmyra im Westen sowie Peking im Osten. Güter wie Seide, Keramik oder Gewürze gelangten so Richtung Mittelmeer, in der Gegenrichtung war es oft Glas. Mit den neuen Seewegen verlor die Seidenstraße dann im späten Mittelalter an Bedeutung. Den Begriff prägte der deutsche Geografieprofessor Ferdinand von Richthofen übrigens erst im 19. Jahrhundert, als die einstige Seidenstraße schon lang Geschichte war.

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