Aktuelles Lexikon:Sacharow-Preis

Zwischen Wasserstoffbombe und Friedensnobelpreis.

Von Johannes Korsche

Gab es wirklich keinen besseren Namenspaten für den Preis, mit dem das Europäische Parlament alljährlich geistige Freiheit auszeichnet? Schließlich gilt der Namenspate Andrej Sacharow (1921-1989) als maßgeblicher Entwickler der sowjetischen Wasserstoffbombe. Doch als der gebürtige Moskauer die Zerstörungskraft seiner Erfindung überblickte, begann er seinen Kampf für die atomare Abrüstung. Dass 1963 sowohl die USA und Großbritannien als auch die Sowjetunion den Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen unterzeichneten - nachdem im Jahr davor noch knapp 180 Atombombentests im Kalten Krieg der gegenseitigen Abschreckung dienten - sei ein Teilerfolg Sacharows gewesen, schreibt das Europäische Parlament auf seiner Internetseite. 1975 erhielt Sacharow den Friedensnobelpreis. Auch in der Heimat engagierte er sich, setzte sich für die Freilassung politisch Inhaftierter ein und wurde zu einer Leitfigur im Kampf für die Grund- und Menschenrechte. Es brachte ihm die Verbannung nach Gorki (heute Nischni Nowgorod) und den Ruf ein, er sei ein Dissident, was wiederum gut zum Preis für geistige Freiheit passt. Den vergeben die Europaparlamentarier seit 1988 in seinem Namen, 2020 an die demokratische Opposition in Belarus. Am Mittwoch nahm Swetlana Tichanowskaja ihn gemeinsam mit anderen Aktivisten in Brüssel entgegen.

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