Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Pub

Laut George Orwell ein Musterbeispiel für die "zutiefst einheimische Kultur" Englands.

Von Alexander Menden

Der Begriff Pub, kurz für "Public House", ist erstmals im späten 17. Jahrhundert belegt. Er diente dazu, Gebäude, die als Tavernen, Inns oder Alehouses der Öffentlichkeit zugänglich waren, von Privathäusern zu unterscheiden. Im modernen Sprachgebrauch ist ein Pub mehr oder weniger die englische Entsprechung der deutschen Kneipe, dient aber vielleicht noch mehr als Wohnzimmerersatz und öffentlicher Schauplatz gemeinschaftsfördernder Gemütlichkeit. Die "Campaign for Real Ale", ein Verein, der sich der Förderung britischer Biere und Ales verschrieben hat, definiert ein Pub als Ort, der ohne Mitgliedschaft jedem offensteht und Bier vom Hahn an einer Bar serviert, ohne dass eine Pflicht zum Verzehr einer Mahlzeit an einem Tisch besteht. George Orwell nannte das Pub als Beispiel für die "zutiefst einheimische Kultur" Englands, einen Ort, an dem man sich "sein Vergnügungen selbst wählen" könne, statt sie diktiert zu bekommen. Dass nun die Wiederöffnung der Pubs in England nach dem jüngsten Lockdown mit großer Freude begrüßt wird, kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es seit Jahren ein schleichendes Pub-Sterben gibt, das von Corona noch angeheizt wurde. 2020 wurden insgesamt 2698 britische Pubs permanent geschlossen - eine Zahl, die so hoch lag wie die sämtlicher geschlossener Gastgewerbe, einschließlich Restaurants und Bars, im Jahre 2019.

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