Aktuelles Lexikon:Pavillon

Nichts für die Ewigkeit, weshalb er viel Platz für Neues bieten kann.

Von Kia Vahland

Der Pavillon ist ein übersichtliches Gebäude, das separat stehen kann oder sich als niedriger Anbau vom Rest eines Bauwerks abhebt. Das Wort leitet sich von papilio ab, was im Spätlateinischen ein Zelt bezeichnete. So ist es immer noch gemeint: Nicht mehr als ein befestigtes Zelt will ein Pavillon sein, nichts für die Ewigkeit, sondern ein Bauteil auf rundem oder eckigem Grundriss, dessen Funktion sich je nach Bedarf ändern kann. Einige der berühmtesten Pavillons stehen in den Giardini, dem Gelände der Venedigbiennale, und das hat mit ihrer Architektur weniger zu tun als mit ihrem Zweck: Sie werden im Normalfall jedes Jahr im Sommer neu bespielt, in einem Jahr von Architekten, im nächsten von Künstlern. Im Gegensatz zu anderen Großveranstaltungen sind es auf der Venedigbiennale immer noch Staaten, welche die einzelnen Pavillons bestücken lassen. Der deutsche Pavillon erregt dabei besondere Aufmerksamkeit, denn er stammt unverkennbar aus der Nazizeit, und jeder, der ihn temporär übernehmen darf, muss sich von Neuem der Geschichte stellen. In diesem Jahr bleiben die Gitter der Giardini im Osten der Stadt geschlossen; Großereignisse verbieten sich in Zeiten der Seuche. Im Sommer 2022 wird dann die Konzeptkünstlerin Maria Eichhorn den deutschen Pavillon übernehmen.

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