Aktuelles Lexikon:Miss-Wahl

Veranstaltung, bei der es immer wieder Misstöne gibt. So wie einst bei den griechischen Göttinnen und nun auch wieder in den USA.

Von Nadeschda Scharfenberg

Aphrodite wäre wohl kaum auf die Idee gekommen, ihren Titel "schönste Göttin des Olymp" zurückzugeben. Ihr Sieg war teuer erkauft: Sie hatte der Ein-Mann-Jury Paris versprochen, dass sich die schöne Helena in ihn verlieben werde. Damit stach sie Hera und Athene aus, die so langweilige Dinge wie Weltherrschaft und Heldenmut anboten. Als Preis erhielt Aphrodite einen goldenen Apfel - der bis heute als Zankapfel in der deutschen Sprache zu finden ist. Schon beim vielleicht ersten Schönheitswettbewerb der Geschichte offenbarte sich also, dass nicht immer alles so glitzernd ist, wie es den Anschein hat. Immer wieder gab es Fälle von Bestechung, Missgunst und Sexismus. 1909, bei der Kür der "Miss Universum" in Hamburg, mischten einige Anwärterinnen der Favoritin Spiritus in die Schminke, weil sie Mauschelei witterten. Und gerade erst haben "Miss USA" und "Miss Teen USA" ihre Titel niedergelegt, sie beklagen Belästigung und Knebelverträge. In der Kritik stehen Miss-Wahlen vor allem wegen ihres Frauenbildes. Bei "Miss Germany" zählt deshalb seit einigen Jahren eher innere als äußere Schönheit, die Kandidatinnen müssen ihre "Vision" erklären. Wäre das in der Antike auch schon so gewesen, hätte womöglich eine andere gewonnen: die weise Athene.

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:Ein toxisches Umfeld

Zum ersten Mal in der 72-jährigen Geschichte gibt eine Miss USA ihren Titel ab. Erst sendet sie eine versteckte Botschaft via Instagram, dann erhebt sie schwere Vorwürfe gegen die Organisatoren des Wettbewerbs. Und auch Miss Teen USA gibt ihre Krone zurück. Wie konnte es so weit kommen?

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