Aktuelles Lexikon:Leak

Eine Stelle, die Geheiminformationen durchsickern lässt, weil diese ihrer Ansicht nach für die Öffentlichkeit von Belang sind.

Von Christoph Koopmann

Im Wortsinn hat ein Leak, also ein Leck, nichts Gutes, siehe etwa Titanic. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte das Wort auch einen übertragenen Sinn: dass Insider aus Politik oder Wirtschaft Geheiminformationen an die Öffentlichkeit geben. 1971 etwa enthüllte die New York Times, wie die US-Regierung die Bürger über den Vietnamkrieg belogen hatte; 1975 enthüllte die Washington Post den Watergate-Skandal - beides ermöglicht durch Leaks aus dem Regierungsapparat. Ob Whistleblower als Verräter oder Helden gelten, ist eine Frage des Standpunktes: 2010 tauchten auf der Plattform Wikileaks Dokumente über Operationen der US-Armee auf - die Whistleblowerin Chelsea Manning und Wikileaks-Gründer Julian Assange gerieten ins Visier der US-Justiz, genau wie später NSA-Whistleblower Edward Snowden. Einige forderten sogar die Todesstrafe. Nach dem Verursacher des jüngsten Leaks von US-Geheimdienstpapieren, unter anderem über den Ukraine-Krieg, sucht gerade ganz Washington. Für Leaks aus Firmen wie die Facebook Files oder die Panama Papers dagegen waren Politik und Justiz dies- und jenseits des Atlantiks größtenteils dankbar. Die EU hat ihre Mitgliedstaaten schon 2019 verpflichtet, Hinweisgeber vor Repressionen zu schützen; in Deutschland ist das bislang nicht umgesetzt.

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