Aktuelles Lexikon:Kader

Das Synonym für Hansi Flicks WM-Team teilt sich seinen Ursprung mit der Squadra Azzurra.

Von Jan Bielicki

Bundestrainer Hans-Dieter Flick hat soeben seinen Kader für die Fußballweltmeisterschaft in Katar bekannt gegeben- und, nein, dieses Team spielt dort nicht für die DDR, in der einst Kaderleiter (im Kapitalistendeutsch: Human Resources Manager) ihre Reisekader in die große, weite nichtsozialistische Welt schickten und die Kader, aus dem Westen Funktionäre geschimpft, überhaupt das Sagen hatten. Allerdings sind Flicks Kader und die des Realsozialismus tatsächlich derselben Wurzel entwachsen wie die Squadra Azzurra (wobei Italiens Mannschaft in Katar nicht dabei ist), nämlich dem Quadrat. In Vierecken gruppierten sich in der frühen Neuzeit die Einheiten einer Armee zur Schlacht. Diese Aufstellung ist heutzutage so obsolet wie die Raute-Taktik auf dem Fußballplatz. Aber daraus entstanden nicht nur Namen militärischer Einheiten wie die Schwadron, sondern auch der französische cadre, der sich bald auf den Führungsstab als Ganzes wie auf den einzelnen Offizier bezog. Der Begriff verbreitete sich schnell ins zivile Leben und bezeichnet heute in Frankreich und in der Schweiz jedwede Führungskraft, vom leitenden Angestellten aufwärts. Im Deutschen dagegen haftet ihm noch das Odeur einer quasimilitärischen Ordnung an - und passt damit gut zu einem Fußball, in dem der Kader der Star ist.

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