Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:ISO-Container

Von Sebastian Herrmann

Ärger ist ein starker Treibstoff. Den US-Amerikaner Malcom McLean trieb dieses Gefühl dazu, ein Imperium aufzubauen und den Welthandel zu revolutionieren. In jungen Jahren ärgerte sich McLean darüber, wie zeitraubend die Be- und Entladung von Lastwagen war. Der Spediteur grübelte deshalb von 1937 an, wie sich Warenströme effizienter organisieren ließen. Seine Grundidee war simpel: Warum sollte man Lkw überhaupt ausladen, um die Waren auf Schiffe oder Züge zu verladen? Wie wäre es, das Transportgut in Containern zu belassen und diese im Ganzen umzuladen? 1955 verkaufte er seine Spedition, übernahm eine Reederei, erwarb zwei alte Tanker und ließ diese umbauen, um die von ihm entwickelten Schiffscontainer transportieren zu können. McLean gilt seitdem als Urheber des ISO-Containers. Diese genormten Stahlbehälter sind heute so etwas wie die Blutkörperchen in den Adern des globalisierten Handels. Der wichtigste von zahlreichen Typen ist der 40-Fuß-Container (ISO 668), der 12,192 Meter lang, 2,438 Meter breit und 2,591 Meter hoch ist und auf Schiffen einfach gestapelt werden kann. Von diesem Containertyp sind gegenwärtig mehr als 15 Millionen Stück im Umlauf. McLean, der 2001 starb, wurde für seine Verdienste in die "Logistik Hall of Fame" aufgenommen. Den Eignern des Containergiganten Ever Given, der gerade den Suez-Kanal blockiert, wird diese Ehre vermutlich nicht zuteilwerden.

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