Aktuelles Lexikon:Hungersnot

Wie die Vereinten Nationen Hunger definieren.

Von Anna Reuß

Die Vereinten Nationen warnen vor einer Hungersnot in Jemen. In dem Krieg zwischen der Huthi-Miliz und der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition kamen seit 2015 knapp eine Viertelmillion Menschen ums Leben - fast die Hälfte davon durch "indirekte Ursachen" wie Hunger. Obwohl Millionen von Menschen auf der Welt Hunger leiden, gibt es laut dem UN-Kinderhilfswerk Unicef gerade nirgends eine Hungersnot. Hilfsorganisationen und Politiker benutzen den Begriff zwar oft, um die Aufmerksamkeit auf ein Konfliktgebiet zu lenken, doch legen die UN klare Kriterien fest: Nur, wenn die Datenlage auf Phase fünf auf der Skala für Ernährungssicherheit hindeutet, handelt es sich um eine Hungersnot. So grenzt sie sich etwa von einer "Notsituation" (Phase vier) oder einer "Krise" (Phase drei) ab. Von einer Hungersnot sprechen die UN, wenn mindestens jedem fünften Haushalt nahezu vollständig Lebensmittel oder Trinkwasser fehlen, wenn mindestens zwei Menschen pro 100 000 Einwohner am Tag an Unterernährung sterben, oder wenn mehr als 30 Prozent der Kinder unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung leiden. Diese Definition soll einerseits objektive, international vergleichbare Kriterien liefern und andererseits verhindern, dass Hunger in Konflikten und Kriegen politisch instrumentalisiert wird.

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