Aktuelles Lexikon:Grüner Wasserstoff

Kanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck möchten den Energieträger aus Kanada beziehen. Was dahintersteckt.

Von Christoph von Eichhorn

Wörtlich genommen ist der Begriff "grüner Wasserstoff" irreführend, schließlich ist das Molekül stets durchsichtig und geruchslos. Das Adjektiv bezieht sich allein auf die Herstellung des Energieträgers. Grüner Wasserstoff wird mithilfe von Strom, erzeugt aus den erneuerbaren Quellen Sonne und Wind, sowie Wasser gewonnen. Diese sogenannte Elektrolyse spaltet Wassermoleküle (H₂0) in Sauerstoff (O₂) und Wasserstoff (H₂). Weder bei der Erzeugung von grünem Wasserstoff, noch wenn dieser seine Energie wieder abgibt, etwa in einer Brennstoffzelle, um einen Elektromotor anzutreiben, wird das Treibhausgas CO₂ frei - das macht den Energieträger zentral für den Klimaschutz. Vor allem wo batterieelektrische Antriebe an ihre Grenzen kommen, wird Wasserstoff künftig gebraucht: um Flugzeugturbinen anzutreiben oder schwere Güter zu bewegen, vor allem aber in Industrien wie der Stahlherstellung. Dort könnte Wasserstoff fossile Rohstoffe wie Kohle ersetzen. Zugleich ist grüner Wasserstoff sehr knapp: Da absehbar nur ein kleiner Teil der benötigten Mengen im Inland erzeugt werden kann, ist Deutschland zum großen Teil auf Importe angewiesen. Auf ihrer Kanada-Reise werben Kanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck derzeit für mehr Kooperation bei Herstellung und Transport von grünem Wasserstoff. Langfristig rechnet Kanada damit, 25 bis 30 Millionen Tonnen pro Jahr exportieren zu können.

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