Aktuelles Lexikon:Gefangenenaustausch

Er nützt beiden Konfliktparteien, deswegen gibt es ihn auch im Krieg.

Von Nicolas Freund

Der Gefangenenaustausch ist ein diplomatischer, humanitärer Akt, der auch in erbittertsten Konflikten noch stattfindet - denn beide Parteien profitieren von ihm. In der Regel werden die Gefangenen zweier Staaten gegeneinander ausgetauscht, wie zuletzt die amerikanische Basketballerin Brittney Griner, die aus russischer Gefangenschaft freikam, weil die USA dafür den Waffenhändler Wiktor But aus dem Gefängnis nach Russland entließen. Manchmal werden auch enttarnte Agenten auf solche Art ausgetauscht. Zahlenmäßig am häufigsten sind es aber Soldaten, die so aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause kommen. Die Details dazu werden in der Genfer Konvention geregelt, so dürfen "Heimgeschaffte" zum Beispiel nicht mehr im aktiven Militärdienst eingesetzt werden, woran sich aber viele Kriegsparteien vermutlich nicht halten. Häufig vermittelt eine dritte Partei, also ein anderer Staat oder seltener eine humanitäre Organisation. Im Falle des jüngsten Austausches zwischen Russland und der Ukraine sollen die Vereinigten Arabischen Emirate geholfen haben. 116 ukrainische Soldaten und Offiziere sind gegen 63 Russen ausgetauscht worden, von denen einige einer "sensiblen Kategorie" angehören sollen, womit vermutlich Geheimdienstmitarbeiter oder hochrangige Offiziere gemeint sind. Gefangene sind bei solchen Verhandlungen in den Augen der beteiligten Parteien nicht immer gleichwertig.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: