Aktuelles Lexikon:Feuerwerk

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass sowohl das Himmelsspektakel als auch das Coronavirus, dessentwegen die Böllerei heuer verboten werden könnte, ihren Ursprung in China nahmen.

Von Edeltraud Rattenhuber

"Die Explosionen folgten so schnell aufeinander und waren so laut, dass man meinte, unter Tausende galoppierende Pferde oder die Fluten eines Orkans geraten zu sein." So beschreibt der chinesische Schriftsteller Ba Jin (1904-2005) in seinem Roman "Die Familie" ein Neujahrsfeuerwerk in China. Dass dabei auch mit Feuerwerkskanonen auf Menschen geschossen wird, führt zu heftigem Streit. "Glaubst Du, solange man zahlt, kann man andere mit Blumenkanonen versengen?", fragt einer. Der Traditionalist hält dagegen: Jeder habe seinen Spaß gehabt, "was soll daran nicht gut sein"? Mehr als 100 Jahre nach dieser fiktiven Szene streitet man sich auch in Deutschland über Sinn und Unsinn eines Feuerwerks - wieder, möchte man anfügen. Doch dieses Mal geht es nicht um Feinstaub oder Lärmbelästigung, sondern um den Infektionsschutz. Dabei entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass sowohl das Himmelsspektakel als auch das Coronavirus, dessentwegen Feuerwerk dieses Jahr verboten werden könnte, ihren Ursprung in China nahmen. Dort erfand man das Schwarzpulver, das bei Entzündung knallt und raucht. Und das war auch das Ziel der ersten Feuerwerke in der Song-Dynastie (960-1270). Die Lichteffekte erfanden die Europäer, namentlich die Italiener hinzu. Vor allem an Höfen waren Feuerwerke große Spektakel. Heute sind sie Vergnügen für jeden, den es nicht stört - siehe oben.

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